Teil 3 - Ravenna, Italien

Teil 3 - Ravenna
 

Am nächsten Morgen wachten wir in Ravenna auf. In den Routenbeschreibungen wird meist Ravenna/Bologna angegeben, denn das etwa 85 km entfernte Bologna ist von hier aus ein beliebtes Ausflugsziel.

Wir selbst hatten uns für den ersten Tag der Reise bewusst keine großen Pläne gemacht. Daher begannen wir den sonnigen Morgen mit der üblichen Routine von Fitnessstudio und der nachfolgenden Belohnung durch ein wohlverdientes, leckeres Frühstück auf der Terrasse des Ocean View Cafés.

Danach machten wir uns dazu auf, einfach ein wenig durch den Ort Ravenna selbst zu schlendern. Ravenna liegt vom Hafen etwa 20 Autominuten entfernt. Die Reederei bot Gästen ohne gebuchte Ausflüge dafür einen Shuttlebus für 15 $ pro Person an.

 

Wir gingen zum Hafenausgang, wo eine große Landkarte hing. Als wir uns die Karte näher ansahen, stand neben uns noch ein Paar aus Großbritannien. Wir sprachen sie an und fragten, ob sie auch in die Stadt wollten. Schnell hatten wir gemeinsam beschlossen, uns ein Taxi zu teilen. Die Fahrt nach Ravenna war mit einer netten Unterhaltung mit den beiden, Jacky und Lee, angenehm und kurzweilig.

In Ravenna angekommen, setzte uns der Fahrer in der Nähe des Piazza del Popolo ab und erklärte freundlich den Weg, während er den Fahrpreis von etwa 20,00 € kassierte.

 

Auf dem Platz verabredeten wir mit Jacky und Lee, dass wir uns gegen 14:00 Uhr wieder an dieser Stelle treffen würden, um uns auch für den Rückweg ein Taxi zu teilen. Dann gingen wir unserer jeweiligen Wege.

Ravenna ist weltberühmt für seine Mosaike, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Daher folgten wir zunächst einem Stadtplan, der dem täglichen Bordprogramm beigelegen hatte.

Kurz bevor wir die erste Sehenswürdigkeit erreichten, kamen wir an einer Schlange von etwa 20 Leuten vorbei und wurden dadurch auf das Ticket-Office aufmerksam gemacht. Hier kauften wir ein Ticket, das für alle acht Sehenswürdigkeiten galt, die dem UNESCO-Weltkulturerbe angehörten. Die erste, die Basilika San Vitale, war nicht weit davon entfernt.

 

Mit ihren prachtvollen Mosaiken zählt die im Jahre 548 eingeweihte Basilika San Vitale zu den wichtigsten frühchristlichen Bauwerken Italiens. Anstatt des klassischen Kirchenschiffs findet man in der Basilika einen achteckigen Zentralbau, der von einer Kuppel überwölbt wird. Die tragenden Pfeiler, mehrere Bögen und nahezu der gesamte Altar- und Apsisbereich sind fast vollständig von imponierenden Mosaiken überzogen. Mit beeindruckend kräftigen Farben, wobei Blau, Grün und Gold als Hintergrundfarben dominieren, lassen sie die Basilika zu einem einzigen Kunstwerk verschmelzen.

 

Dieses Mosaik stellt eine Szene dar, in der Abraham bei der Opferung Isaaks drei Engel bewirtet.

 

In einer Darstellung über der Apsis reicht Christus San Vitale die Märtyrerkrone und ein Engel überreicht Bischof Ecclesius ein Modell der Kirche.

 

Die große Kuppel und die Nischen der Basilika wurden 1780 von Künstlern aus Bologna und Venedig mit Fresken ausgemalt.

 

Bereits in der Gartenanlage der Basilika erreichten wir mit dem Mausoleum von Gala Placidia das nächste Kulturdenkmal.

 

Gala Placidia war die Schwester eines weströmischen Kaisers, der 402 die Stadt Ravenna zur Hauptstadt des Weströmischen Reiches machte. Zwischen 425 und 450 ließ sie dieses kleine Mausoleum erbauen, in dem sie jedoch nie ihre letzte Ruhe fand. Sie starb 450 in Rom, wo sie auch begraben wurde.

Die schlichte Außenarchitektur des Gebäudes steht im Kontrast zum prächtigen Mosaikdekor im Inneren, das dank des durch die Alabasterfenster einfallenden goldenen Lichts noch glänzender erscheint.

 

Im Einklang mit der Funktion des Gebäudes als Grabdenkmal sollen die Themen des Dekors den Sieg des Lebens über den Tod darstellen.

 

Die zahlreichen Sterne der Kuppel haben die Besucher von Ravenna offenbar schon immer beeindruckt. Der Erzählung nach war Cole Porter auf seiner Hochzeitsreise nach Ravenna von der Atmosphäre des kleinen Mausoleums so stark beeindruckt, dass er in Erinnerung an den Sternenhimmel sein berühmtes Lied „Night and Day“ komponierte.

 

Beeindruckt und schon jetzt froh, dass wir uns dazu entschlossen hatten, uns „nur“ Ravenna anzusehen, folgten wir den Gassen und unserem Plan zur „Neonischen Taufkapelle”, die direkt neben der Kathedrale von Ravenna liegt.

 

Die Taufkapelle ist das älteste Monument Ravennas. Sie wurde wohl anfangs des 5. Jahrhunderts gebaut und um 460 unter Bischof Neon restauriert.

 

Auch hier bewunderten wir wieder detailreiche Mosaike in kräftigen Farben.

 

In der Mitte der Kuppel ist die Taufe Christi im Wasser des Flußes Jordan dargestellt. Es ist die älteste Mosaikszene der Taufe Christi, die in einem monumentalen Gebäude zu bewundern ist.

 

Unser nächstes Ziel war der Komplex des Franziskanerklosters mit der Basilika San Francesco und dem Grabmal des Dichters Dante Alighieri.

 

Innerhalb des alten Klosters liegt heute das Dante Museum, das wir jedoch heute nicht besuchten.

 

Stattdessen setzten wir unseren Weg zur Basilika St. Apollinare Nuovo fort.

 

Der 35 m lange Innenbereich besteht aus einem erhöhten Mittelschiff und zwei niedrigeren Seitenschiffen, die durch je eine Säulenreihe getrennt werden.

 

Über den Säulenreihen befinden sich auch hier riesige Mosaike. Auf der südlichen Wand ist eine Prozession von 26 männlichen Heiligen dargestellt, die vom hl. Martin angeführt wird. Auf der gegenüberliegenden Wand sieht man eine Prozession von 22 jungfräulichen Märtyrinnen, die sich zu der von vier Engeln umgebenen Muttergottes mit dem Kind bewegt.

 

Über dem Ganzen befindet sich eine Kassettendecke aus dem 16. Jahrhundert.

 

Ohne Eile liefen wir zur Piazza del Popolo zurück. Bis zu unserer verabredeten Zeit hatten wir noch etwa 1 Stunde. Wir erinnerten uns an ein hübsches Café in einem Innenhof, an dem wir auf unserem Weg vorbeigekommen waren. Dorthin gingen wir zurück und entspannten ein wenig bei einem Cappuccino.

 

Gegen 14:00 Uhr trafen wir Jacky und Lee an der Piazza und gingen gemeinsam an die Straße, um ein Taxi zu finden. Dabei kamen wir auch an die Haltestelle der Shuttlebusse. Davor hatte sich eine lange Schlange gebildet und wir waren froh, davon unabhängig zu sein.

Da wir zunächst kein Taxi fanden, folgten wir der Straße ein Stück weiter bis zum Bahnhof, vor dem einige Taxis auf Fahrgäste warteten. Mit einem davon fuhren wir zurück zum Schiff. Die Fahrtzeit verbrachten wir mit nettem Plaudern über das Gesehene, bevor wir uns am Schiff wieder die Fahrtkosten teilten.

 

Bis zum Auflaufen hatten wir noch etwas Zeit. Wegen des sonnigen Wetters beschloss Birgit, sich noch etwas in die Sonne zu legen und ich nutzte noch ein wenig das WiFi des Hafengebäudes, bevor die Constellation gegen 16:00 Uhr ablegte.

Wie gewohnt, verbrachten wir auch den Rest des Tages völlig entspannt - ein gutes Abendessen im Blu und einen abschließenden Drink in der Sky Lounge, dann verschwanden wir wieder auf unsere Kabine.

Wir waren uns beide einig: wir waren ohne irgendwelche Erwartungen nach Ravenna gekommen, aber dieser Ort hat uns positiv überrascht und wir hatten einen rundum schönen Tag.

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