Teil 9 - Chania, Kreta
Chania, Kreta
Chania war der zweite, ursprünglich ungeplante Hafen, der durch die Routenänderung kurzfristig hinzugekommen war. Daher hatten wir vorher nicht viel Zeit gehabt, ausführlich nach Ausflugsmöglichkeiten zu suchen. Wir waren nach ein wenig Recherche jedoch beruhigt zu sehen, dass es uns auch hier völlig ausreichen würde, den Ort zu Fuß und ohne großartige Planung zu erkunden. Markthallen, enge Gassen einer Altstadt, ein hübscher bunter Hafen mit vielen Restaurants – all das klang verlockend und einladend und schrie danach, von uns zu Fuß erforscht zu werden. Linda und Pete empfanden das ebenso. Einem weiteren Tag in lustiger Runde stand daher nichts im Wege.
Für Linda war dies ein großer Tag. Es war ihr offiziell letzter Arbeitstag als Lehrerin und der Beginn ihrer Rente. Wir hatten ein paar Tage zuvor Julie, die Guest Relations Chefin, angesprochen und gefragt, was wir machen könnten, um Linda zu diesem Anlass eine Freude machen zu können. Selbst begeistert von der Idee hatte sie dafür gesorgt, dass Linda eine Flasche Sekt geliefert bekam – mitsamt einer Grußkarte mit den herzlichsten Glückwünschen zur Pensionierung. Ich glaube, wir haben uns über den netten Service ebenso gefreut, wie Linda. Vielen Dank, Julie Sherrington!
Die Reflection legte morgens im Hafen von Souda an, der einige Kilometer entfernt von Chania liegt. Der Transfer nach Chania ist jedoch vorbildlich und einfach gelöst. Vom Hafenterminal fährt ein Bus in die Stadt und wieder zurück. Tickets wurden noch im Terminal für unter 2 Euro pro Person verkauft. Neben dem Ticketverkauf wurden zudem noch Karten der Stadt verteilt. Landkarte, Bustickets, lustige Gesellschaft und Entdeckungsfreude – wir waren für den Tag gut gewappnet.
Als wir nach dem Frühstück loszogen, standen gleich mehrere Busse bereit und wir konnten ohne Wartezeit die kurze Fahrt nach Chania beginnen. Die Haltestelle am Ende der Fahrt in Chania lag direkt vor den Markthallen, ein idealer Punkt, um eine Walking Tour zu beginnen.
Es tut mir leid, ich kann es Euch nicht ersparen… Auch wenn ich die meisten angebotenen Lebensmittel in diesen Markthallen selbst gar nicht esse und speziell der Geruch von Fisch und Meeresfrüchten bei mir eher das Gegenteil von Freude auslöst, so finde ich die Vielfalt der Waren, die bunten Farben und die teilweise mit viel Mühe hübsch aufbereiteten Stände und Läden ganz toll. Ich liebe die belebte, abwechslungsreiche und geschäftige Atmosphäre solcher Märkte. Alles verleitet mich immer wieder dazu, viele Bilder zu schießen. So auch hier…
Am Ausgang auf der Rückseite der Markthalle bogen wir links in eine Fußgängerzone mit vielen Geschäften ab. Wir waren nicht sehr weit gekommen, als Joe, den wir von unserer Ephesus-Tour kannten, uns zum Spaß bei einem Modegeschäft als Kunden anlockte.
Über diesen Spaß kamen wir alle ins Gespräch mit dem sehr freundlichen Ladenbesitzer und kauften auch tatsächlich etwas. Unsere Einkäufe konnten wir bis zu unserer Rückkehr in dem Geschäft lagern.
Die Fußgängerzone verjüngte sich zu einer engen Gasse und der Gang zwischen Geschäften für Lederwaren und Keramiken kam uns vor wie der Gang über einen Flohmarkt.
Am Ende der Gasse führte ein Weg spiralförmig auf eine kleine Anhöhe, von der aus wir uns einen Überblick über die Altstadt von Chania verschafften.
Bis zum alten Hafen war es nicht weit. Wir liefen entlang der Straße bis zum Platz der großen orthodoxen Kathedrale, die wir aufgrund einer Trauerfeier jedoch nicht besuchen konnten.
Gegenüber der großen Kathedrale lag ganz versteckt zwischen einigen Geschäften der Eingang zu einer kleinen katholischen Kirche. Der unscheinbare Eingang ließ nicht vermuten, dass sich dahinter ein hübscher Innenhof und eine richtige Kirche verbargen.
Bevor wir den Hafen erreichten, bogen wir in eine schmale seitliche Gasse ein und schauten uns dort noch eine kleine Keramikmanufaktur an.
Danach war es jedoch Zeit, den hübschen Hafen zu besichtigen. Der Hafen wurde im 14 Jh. unter der venezianischen Herrschaft als Handelshafen erbaut. Heute ist er touristischer Anziehungspunkt mit vielen Restaurants, Geschäften und Tavernen. Der Bogen der Bucht ist dadurch mit vielen bunten Häusern in mediterraner Architektur gesäumt.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Hafeneinfahrt steht der „Ägyptische Leuchtturm“, in vielen Beschreibungen auch als das „Juwel“ der Stadt bezeichnet. Der 21 m hohe Leuchtturm wurde Ende des 16. Jh. von den Venezianern erbaut und ist damit einer der ältesten Leuchttürme der Welt. Im 19. Jh. wurde er unter der Herrschaft der Ottomanen umgestaltet.
Wir gönnten uns nach der Besichtigung dieses Hafenabschnitts erst einmal eine Erfrischung in einer der Tavernen.
Danach setzten wir unseren Weg entlang der Hafenbucht in die andere Richtung fort.
Blickfang auf dieser Seite ist die alte Yiali-Tzami-Moschee. Sie wurde nach der türkischen Eroberung im Jahr 1649 erbaut und war noch bis 1923 in Benutzung.
Zwischenzeitlich einmal als Museum genutzt, findet man heute wechselnde Kunstausstellungen hinter ihren dicken Mauern.
Wir folgten der Uferstraße weiter, hatten von hier nun den schönen Ausblick auf die Hafenseite, die wir zuvor besucht hatten, und erreichten bald den Hafenteil für Segel- und Fischerboote.
Hier befand sich auch das venezianische Arsenal – alte Werfthallen aus dem späten 15 Jh. Zu dieser Zeit dominierte die venezianische Flotte das Mittelmeer. An strategisch wichtigen Punkten befanden sich daher Werften, um Schiffe reparieren und ausstatten zu können. Von einst 23 Hallen in Chania bestehen heute noch neun, die teilweise als Ausstellungs- und Konferenzcenter genutzt werden.
Von hier aus bogen wir wieder in kleine verwinkelte Gassen ab, um wieder zur Markthalle zurück zu kommen.
Auf unserem Weg stießen wir auf die Agios Nikolaos-Kirche, der man ihre wechselhafte Geschichte schon von außen ansieht. Von den Venezianern als Kloster erbaut, wurde sie von den Türken in eine Moschee umgewandelt, und gegenüber dem Glockenturm wurde ein Minarett angebaut. Nachdem die Türken die Insel verlassen hatten, wird sie seit 1928 als christlich-orthodoxe Kirche genutzt.
Vor der Kirche liegt der große Spantzia Platz mit einigen Cafés und Restaurants. Im Schatten großer, saftig-grüner Bäume saßen hier viele Menschen an den Tischen und genossen den Tag geschützt vor der intensiv scheinenden Sonne.
Weiter in Richtung unseres Ausgangspunktes gingen wir durch idyllische kleine Gassen mit Geschäften, Bars und Cafés, um unsere Einkäufe in dem Modegeschäft abzuholen.
Dann durchquerten wir wieder die Markthallen, deren bunte Waren auch beim zweiten Besuch nicht weniger reizvoll waren.
In einem kleinen Café erlagen wir der Versuchung und probierten noch ein paar süße Gebäckstücke und tranken einen guten Kaffee, bevor wir vor der Tür ohne große Wartezeit wieder einen Bus zurück zum Schiff bestiegen.
Nun war es Zeit, Lindas großen Moment zu feiern. Auf dem Balkon der beiden ließ Linda genau in dem Moment den Sektkorken knallen, in dem in ihrer Schule in Canada die Morgenglocke läutete. Wir stießen auf ihren neuen Lebensabschnitt an und feierten den Moment mit mitgebrachten Feigen und griechischem Brot. „Happy Retirement, Linda!“
Später, mit Ausblick auf schöne Küstenlandschaften, setzten wir die kleine Feier mit dem gewohnten Besuch der schönen Sunset-Bar fort. Wir durften ja nicht aus der Übung kommen…
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