Teil 11 - Neapel (Ischia)
Neapel (Ischia)
Der letzte Tag unserer schönen Reise führte uns wieder einmal nach Neapel.
Kaum eine andere Stadt unter den typischen Kreuzfahrthäfen des Mittelmeers spaltet die Gemüter so sehr wie Neapel. Für die einen steht Neapel als Inbegriff einer hässlichen Metropole, für die anderen ist es „Bella Napoli“. Wo der Eine im lauten Verkehr ohne erkennbare Ordnung nur abschreckendes Chaos sieht, sieht der Andere evtl. das südländische Flair der neapolitanischen Gelassenheit. Für uns sind es vielleicht gerade diese Widersprüche, die uns bei jedem Besuch doch wieder den Charm hinter der rauen Fassade erkennen lassen.
Unstreitig ist jedoch, dass Neapel für Kreuzfahrer vielfältige Möglichkeiten bietet, den Tag zu gestalten. Kaum hat man einen Fuß aus dem Terminal gesetzt, wird man von Anbietern förmlich überrannt. Mitarbeiter der HoHo-Busse bieten Tagestickets für mehrere, unterschiedliche Routen an, die einen schönen Überblick über die Stadt am Vesuv ermöglichen. Die Busse fahren dabei durch dicht bevölkerte, vernachlässigt aussehende Wohnviertel, aber auch durch elegante Geschäftsviertel, mit teuren Boutiquen und ehrwürdigen Gebäuden. Grüne Parkanlagen, die Festung St. Elmo sowie die Route zu westlichen Stadteilen wie Posillipo über die attraktive Küstenstraße runden diese Touren ab.
Taxifahrer bieten Passagieren, die nicht in der Stadt bleiben möchten, Fahrten zu den Ruinen von Pompeji und Herculaneum an oder chauffieren ihre Fahrgäste an die Amalfiküste und zu den Postkartenidyllen wie Positano und Sorrento. Die Kosten dafür sind dafür z. T. staatlich geregelt bzw. mit ca. 230 Euro für ein Taxi mit 4 Personen zur Amalfiküste überschaubar.
Zu den Ausflugsmöglichkeiten auf dem Festland kommen z. B. noch Touren nach Capri hinzu, die berühmte Insel, die Besucherscharen wie ein Magnet anzieht.
Wir hatten uns für eine weitere, nicht so sehr verbreitete Tagestour entschieden – eine Fahrt zur Insel Ischia. In gewisser Weise ein Besuch in meine persönliche Vergangenheit, denn im Kindesalter war Ischia jährliches Urlaubsziel für meine Eltern und mich. Das war vor mehr als 30 Jahren und ich freute mich darüber, meine langsam verblassenden Bilder im Kopf nach so langer Zeit ein wenig auffrischen zu können.
Wo früher in meinen Kindheitstagen am Hafen „Beverello“, der direkt neben dem Kreuzfahrtterminal liegt, die alten stromlinienförmigen Tragflächenboote zur Insel abfuhren, pendeln heute modernere Schnellboote, die die Distanz in etwa 45 Minuten zurücklegen. Da an diesem Tage hervorragendes Wetter herrschte, bestand keine Gefahr, aufgrund eines Sturms auf der Insel zu stranden. Wir kauften also am Schalter Tickets für die Hin- und Rückfahrt (73 Euro für uns beide) und bestiegen wenige Minuten später ein Schnellboot, welches pünktlich auf die Minute ablegte.
Vorüber an der ehemaligen Celebrity Zenith und unserer Reflection ging die Fahrt auf den Golf von Neapel hinaus. Auf dem freien Oberdeck genossen wir dabei die warmen Strahlen der Spätsommersonne und die schönen Blicke auf Neapel und den Vesuv.
Kurz vor dem Erreichen von Ischia fuhr das Boot recht nahe an der Burg Terra Murata auf der Insel Procida vorbei, die bis 1988 als Gefängnis genutzt wurde und als eines der sichersten und berüchtigtsten Gefängnisse Italiens galt.
Bald darauf erreichten wir die hügelige Insel Ischia und den Hafen der gleichnamigen Gemeinde. Spätestens jetzt sah ich wieder Erinnerungen aus meinen Kindertagen wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen.
Das Schnellboot legte nach der ruhigen Überfahrt im hübschen kleinen Hafen von Porto an und wir verließen es voller Tatendrang über die herangeschobene Gangway.
Kaum hatten wir das Boot verlassen und neue Passagiere an Bord Platz gefunden, legte die Fähre schon wieder ab und wendete im Hafen. Der Fahrplan wurde wirklich auf die Minute genau eingehalten.
Die Insel Ischia ist ein sehr beliebtes Urlaubsziel, denn sie bietet viel Abwechslung. Lange Sandstrände, exotische Thermalgärten, Wanderwege mit atemberaubenden Panoramen und Wellness mit Fangobehandlung ziehen Badeurlauber und Erholungssuchende immer wieder auf die grüne Insel im Golf von Neapel. Im Gegensatz zu Capri sind hier weitaus weniger Tagestouristen zu finden, sondern eher Stammgäste, die längere Zeit bleiben. Das gibt dem Ganzen ein eher ruhigeres Ambiente.
Wir gingen erst einmal über die Hauptstraße des Ortes in Richtung Ischia Ponte. Schnuckelige Seitenstraßen, bunte Häuser, viele Geschäfte und Hotels säumten dabei unseren Weg.
Ischia Ponte ist bekannt für seine Altstadt und das auf einer vorgelagerten Insel thronende Castello Aragonese, dessen Ursprünge in das 5. Jh. zurückreichen. Im 14. Jh. wurde die Burg mit einem Brückendamm (Ponte) an das Festland angeschlossen, worauf sich der heutige Name des Stadtteils gründet.
Hier befinden sich auch die Hauptkirchen des Ortes, wie z. B. die Chiesa Dello Spirito Santo.
Tritt man aus den Gassen der Altstadt auf die Piazzale Aragonese, ist das gewaltige Wahrzeichen der Gemeinde nicht zu übersehen.
Als Kind war für mich ein Besuch in der alten Burg immer wahnsinnig aufregend. Heute beließen wir es jedoch dabei, sie von außen zu betrachten und uns auf den Pollern eines Piers mit Blick auf kleine Fischerboote, bunte Häuser und die Burg ein wenig auszuruhen, bevor wir den Rückweg entlang der Badestrandabschnitte am Ufer antraten.
So kamen wir auch am Hotel Alexander vorbei, welches unser Stammhotel vor über 30 Jahren war. Viel hatte sich nicht verändert.
Kurz hinter dem Hotel befindet sich der große Badestrand Ischias, der Lido.
Damit Ihr etwas zu Lachen habt, hier paar Zeugnisse meiner Erinnerungen an Ischia. Das war ich am Lido 1978…
Von hier aus fanden wir die Fußgängerzone zum Hafen, auf der ich als kleiner Junge meinen Eltern immer bis zum nächsten Spielzeuggeschäft davongelaufen bin. In der Gasse befindet sich eine kleine Kapelle in der gerade eine Trauung stattfand und die typischen Läden italienischer Touristenorte.
So erreichten wir wieder den kleinen Hafen mit seinen Bars und Restaurants. Da wir bis zum Ablegen unseres Schnellbootes noch eine Stunde Zeit hatten, machten wir es uns im Restaurant Riva Destra noch ein wenig gemütlich.
Bei freundlicher Bedienung, einer hervorragenden Pizza und kühlen Getränken genossen wir den Blick auf den Hafen und ich erzählte Birgit noch ein wenig von meinen lange zurück liegenden Erlebnissen auf der Insel.
Als es Zeit wurde, gingen wir das kurze Stück auf die andere Seite des Hafens und bestiegen dort das Schnellboot zurück nach Neapel. Ich war fasziniert davon, dass es wiederum auf die Minute pünktlich ablegte.
Die Fahrt ging diesmal nicht direkt zurück zum Hafen Napoli Beverello, sondern erst einmal nach Napoli Mergellina ein paar Kilometer davor. Uns verschaffte das einen schönen Blick auf die bunten Häuser am Hang, die uns vor einigen Jahren schon auf einer der HoHo-Touren recht gut gefallen hatten.
Nach einem kurzen Halt ging es direkt weiter an unser Endziel Beverello. Wiederum fuhren wir am Rumpf der Reflection vorüber, der aus der Perspektive vom Schnellboot aus riesig wirkte. Alleine die Aufschrift erschien uns so groß wie das ganze Schnellboot zu sein.
Auf dem Platz vor dem Cruise-Terminal fiel uns ein neues Denkmal auf, welches für die Opfer der Flüchtlingswelle errichtet worden war. Eine tragische und traurige Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse unserer Zeit. Für mich persönlich aber auch eine Erinnerung daran, dankbar zu sein für unser gutes Leben in einem wohlhabenden Land in Frieden und ohne Verfolgung.
Gegen 18 Uhr verabschiedeten wir uns bei wiederum herrlich goldenem Licht der untergehenden Sonne von Napoli und dem Golf von Neapel. Selbstverständlich wieder mit unserer Routine in der Sunset Bar.
Der Abend im Kreise unserer „Cruise-Family“ war wieder wunderschön, wenn auch ein wenig melancholisch, denn er läutete auch das Ende unserer schönen und erlebnisreichen Reise ein.
Wieder einmal hatten wir uns auf einem Celebrity-Schiff so wohl gefühlt, dass wir gerne noch länger geblieben wären. Das unheimlich nette Personal hat uns perfekt umsorgt und verwöhnt, und speziell unsere Tischkellner im BLU, Gede und Aleksander, waren einfach gigantisch.
Damit jedoch nicht genug. Unsere Reisegefährten Linda & Pete waren zu lieben Freunden und festem Bestandteil des Tagesablaufs geworden. Wir haben viel miteinander erlebt, viele Geschichten aus unserer jeweiligen Heimat ausgetauscht, miteinander gelacht, bis uns die Tränen hinunterliefen und viel Freude miteinander gehabt. Den Begriff „Cruise-Family“ haben wir nicht nur aus Spaß geprägt, die beiden waren uns richtig ans Herz gewachsen.
Linda und Pete, noch einmal vielen, vielen Dank für die tolle Zeit. Ihr habt diese Reise zu etwas Besonderem gemacht.
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